Tierische „Echsoterik“ bei Homunculus 29

06. Dez 2019 /

Vom 14. bis 22. Mai 2020 findet das 29. Homunculus Figurentheaterfestival in Hohenems statt – und Sonne, Mond und Sterne leuchten in Hohenems.

Hohenems. Wenn ein alter Uhrmacher die Geschichte einer alten Uhr erzählt und sich dies in die Mär vom Wolf und den sieben Geißlein verwandelt, ist Homunculus-Zeit – und es steht im Hohenemser Löwensaal Puppentheater mit vielen Pointen und Poesie, lebendigen Dialogen und Gedankenanstößen auf dem Programm. Geschäftsführer Dieter Heidegger verweist in diesem Zusammenhang auf eine Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems: angelehnt an die Ausstellung „Das Ende der Zeitzeugenschaft“ werden vor den Schülervorstellungen des Stücks „Anne Frank“ (Mittwoch, 20. Mai) Workshops zum Thema veranstaltet. „Damit sprechen wir ein Publikum in der Altersklasse 13 bis 15 Jahre an“. Über die ganze Festivalzeit wird es im Hohenemser Stadtgebiet auch wieder eine künstlerische Intervention – passend zum diesjährigen Thema „Sonne, Mond und Sterne“ geben. Was genau, wie und wo wird noch nicht verraten. Aber es wird strahlend!

Ein Wiedersehen mit Hamlet & Co

Zu Gast sind heuer wieder bekannte Gesichter mit frischen Produktionen und neue Ensembles mit bekannten Stoffen. Der einstige Intendant Pierre Schäfer sorgt am Freitag, dem 14. Mai mit der Österreichpremiere von „Herr Wolf und die sieben Geißlein“ für den Festivalauftakt. Das Ensemble Materialtheater bestreitet den Freitagabend mit „Don Quichote“ als Koproduktion mit dem FITZ! Stuttgart und dem Thé Octobre Brüssel und den Samstagnachmittag mit der kindgerechten Clownerie „WUFF - Wer rettet die Welt“ in Kooperation mit dem Theater Stadelhofen Zürich.

Die vielbeachtete  Produktion „Der Fall Hamlet“ von Pierre Schäfer und Veronika Thieme wird auf vielfachen Publikumswunsch am Samstag, den 16. Mai im Löwensaal gezeigt.

Puppen- und Schattentheater

Der Sonntagvormittag gehört dem „Kleinen Häwelmann“ samt anschließendem Brunch im Löwenfoyer. Publikumsliebling Peter Müller und die künstlerische Leiterin Susi Claus setzen den Märchen- Klassiker von Theodor Storm mit zartem Humor und viel Poesie in magischen Schattentheaterbildern neu um. Eine Theaterreise mit Bildern von René Magritte zeigt die Formation „Freaks und Fremde“. Als Kindervorstellung trägt das Spiel zwischen Puppentheater, Tanz und Bildender Kunst am Montag den Titel „Traumschlüssel“, in der Erwachsenenvariante am Abend  wird es als „Das Schweigen der Welt“ gezeigt. Mit „Error 404“ von Ángeles de trapo tauchen wir mit dem Protagonisten dem jungen Steve in eine Welt voller elektronischer Geräte ein, in der nichts mehr ist wie früher... (Di, 19.5.) Elektronisch - aber leise - wird es um 21.30 mit der Silent Disco und Andreas Ender, alias DJ 101 b.p.m.

Anne Frank mit Workshops

Als Zeitreise eines berührenden Schicksals zeigen die Artisanen am 20. Mai die Produktion „Anne Frank“. In Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems finden vor den Schülervorstellungen Workshops statt, um die Jugendlichen Besucher auf die Thematik vorzubereiten. Mittwochnacht wird um 21.30 Uhr mit zwei kleinen menschlichen Finger-Figuren an einem geheimen Ort von Girovago and Rondella „Manovia“ gezeigt. Das Publikum wird in ein fantastisches Miniatur-Universum entführt, in dem alles möglich ist. Zu Christi Himmelfahrt, Donnerstag, den 21. Mai, zeigen die Exen clowneskes Puppentheater mit dem Stück „Hühner“. Am Nachmittag gibt es  einen Circus-Auftritt von Girovago and Rondella am Schlossplatz (Do 21.5.20, 16.00 Uhr). Abends legt das Theater Fleisch und Pappe mit „Schwein, Weib und Gesang“ noch einen drauf und erzählt, warum aus einem Wildschwein kein Casanova wird...

Der „echsquisite“ Michael Hatzius

Den letzten Festivaltag bestreitet Lutz Grossmann mit „Geschichten gegen die Angst“, in der er drei Schubladen der Angstkommode öffnet. Ein weiteres Highlight und den krönenden Abschluss bildet der Freitagabend: Michael Hatzius alias sein alter Ego, die Echse, das Reptil voll Erfahrungen, Geschichten und

Weisheit legt uns die Karten auf den Tisch. „Echsoterik“ lässt kein Auge trocken und manches Lachen im Halse stecken. Im Anschluss an die Vorstellung findet traditionell die musikalische Festival-Abschluss-Party im Löwenfoyer statt.

Programmdetails und Termine auf www.homunculus.info

Rückfragehinweise:

Dieter Heidegger, dieter.heidegger@mshh.at, Tel. 0043 650 8620586

Andrea Fritz-Pinggera, andrea.fritz@wortwerk.cc, Tel. 0043 699 19037485

 

Ein Festival voller Kostbarkeiten

02. Jun 2019 /

Das Figurentheaterfestival Homunculus 28 verzeichnet nach seinem Finale eine Auslastung von 95 % und eine Perlenreihe voller besonderer Theaterminiaturen.

Hohenems. Man weiß gar nicht wo man anfangen soll, um Homunculus 28 zu beschreiben. Der Mix aus neuen Produktionen - vielfach Österreichpremieren und den Auftritten bereits bekannter und bewährter Puppenspieler war je nach Inszenierung berührend, faszinierend, mitreißend, humorvoll – aber stets fesselnd.

Herrenried im Fokus

Ein absolutes Highlight stellte die international bereits hundertfach gezeigte Aufführung von „Der standhafte Zinnsoldat“ von Stefan Wey dar. Erstmals war diese Inszenierung in Hohenems zu sehen, und erstmals wurde von Homunculus der Stadtteil Herrenried bespielt.  Und selten wurden Hans Christian Andersens traurige Märchen so poetisch erzählt wie bei Homunculus. Das begann schon mit Pierre Schäfer der mit „Irgendwo ein Licht“ das Märchen von den Schwefelhölzern in ein temporeiches modernes Marionettenspiel verwandelte. Und das gelang mit dem „Zinnsoldaten“ der nach einem bilderreichen poetischen Spiel am Schluss mit seiner großen Liebe, der Papierballerina zum Kügelchen verschmilzt.

Poetisches Schatten- und Schauspiel

Die Zuschauerzahl des in einem aufblasbaren Kuppelzelt spielenden Schatten- und Schauspiels war mit je 90 Besuchern begrenzt. Mit der Figur des H.C. Andersen und einer echten Ballerina wechselten Schauspieler und Schattenspiel kongenial ab. Das Publikum ließ sich auf die umwerfende Reise des Zinnsoldaten begeistert mitnehmen. „Einzigartig, berührend, das war das Schönste, das ich je gesehen habe“ lauteten Publikumsstimmen. Und da waren auch noch die Klassiker  „Höchste Eisenbahn“ mit Pierre Schäfer und Pater Müller oder die Inszenierung „Mit der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ (Weite Theater Berlin) mit der Homunculus der Feuerwehr Hohenems zum 150. Geburtstag gratulierte. Apropos Hohenems: mit den rostigen geometrischen wie asymmetrischen Stahlobjekten von Alexander Dür wurde im öffentlichen Raum auf Homunculus („Alte Theaterliebe rostet nicht“) verwiesen.

Demenz und Puppenspiel

Neben modernen, frechen sowie zauberhaften Märchen bei den Kindervorstellungen - wie „Das machen & andere verdächtige Sachen“ oder der Theaterwerkstatt mit Carina Mathis - wurde im Abendprogramm der Figurentheaterspirit schwungvoll fortgesetzt. Da gab es auch eine Lesung an einem geheimen Ort, der sich als die ehemalige Kapelle des Schloss’ Glopper entpuppte. Die künstlerische Leiterin Susi Claus und Schauspieler Peter Müller erzählten zwei Märchen und faszinierten die durchwegs erwachsenen Zuschauer. Homunculus 28 wechselte gekonnt zwischen Objekt- und Figurentheater, bei dem Hand- und Klappmaulpuppen, Marionetten, Schauspeler oder lebensgroße Puppen wie bei Pavel Möller Lücks neuem Stück „Der Mann der niemals weinte“ zum Einsatz kamen. Die liebe- und humorvolle thematisierte Demenzgeschichte begeisterte die Zuseher und passte zur im Löwenfoyer gezeigten begleitenden Ausstellung „Demensch“.

Standing Ovations

Mit „Fünf Gründe, warum Delfine böse Tiere sind“ zeigte das Schweizer Duo KPNV eine böse Satire warum gut gemeint nicht gut gemacht sein kann, bei der einem mehr als einmal das Lachen im Hals stecken blieb. Das Puppenspiel mit semidokumentarischen Videoeinblendungen mit überraschenden Wendungen und sich zum Schluss hin noch schwindelerregend steigerndem Tempo war exzellent. Am Abschlussabend sorgte „Unter Artgenossen“ des Theaters Fleisch und Pappe noch einmal für standing ovations: Die Herisauer Puppenspielerin Kathrin Bossard verkörperte mit exzellentem Spiel sämtliche tierischen Bewohner in einem „ehrenwerten“ Haus. Und es war entgegen aller Anschuldigungen nicht die Hyäne, die für schlechten Geruch und Aufruhr sorgte.. sondern das austretende Gas aus der maroden Leitung, die der gierige Hase Bernhard nie reparieren hat lassen. Im Anschluss klang „Homunculus 28“ schwungvoll mit einem „Rauschfrei“-Konzert im Löwenfoyer aus.

Sonne, Mond und Sterne

„Der Mix aus Publikumslieblingen und neuen Entdeckungen ist so spannend, dass wir das Festival fast verlängern müssten um die Nachfrage nach den tollen Neuentdeckungen in Folgejahren abzudecken“ freut sich die künstlerische Leiterin Susi Claus über den Publikumszuspruch. Auch Geschäftsführer Dieter Heidegger freut sich über die erneut erfreuliche Auslastung von 95 % und stellt Homunculus 29 in Aussicht. Das 29. Festival steht unter dem Motto „Sonne, Mond und Sterne“ und findet vom 22. bis 29. Mai 2020 statt.

Viele Premieren bei Homunculus

27. Mai 2019 /

Nach dem Festivalauftakt mit dem niederländischen Objekttheater TamTam, das mit rostigen Schrauben, Nägeln, Muttern, Scheiben und Drähten phantasievolle Szenen entstehen ließ, war klar: Alte Theaterliebe rostet nicht bei Homunculus 28 (noch bis 31. 5. 2019 in Hohenems)

 

Das Figurentheaterfestival überzeugte die Schüler am Freitag mit einem brandneu inszenierten Klassiker – den „Bremer Stadtmusikanten“ von Rike Schuberty bei denen ein Engländerhund und ein türkisch sprechender Hahn  auch ihren Figurenauftritt haben. Am Freitagabend erhielten die zwei Puppenspielerinnen der Compagnie Handmaids Für ihre Draculastory „Der Dracula Komplex – oder kein schöner Land“ standing ovations. Die Parabel auf moderne politische Strömungen, Fluchtbewegungen und den Ausverkauf der Heimat bot ein neues Freizeitbad mit Baumängeln und einen perfiden Vampir auf. Der will nicht Blut saugen, sondern seinen Opfern „die Zukunft nehmen und sie in die Vergangenheit“ führen. Denn: Wenn der Wolf kommt, kannst du nie weit genug rechts stehen... Ulrike Langenbei und Marie Bretschneider bewiesen große Spielfreude und wussten das Publikum auf ihrer Seite.

 

Bewährtes am Samstag

Actionreich und humorvoll ging es am Samstag mit Das Weite Theater Berlin am Samstag zu: „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ passte perfekt zum 150-Jahr-Jubiläum der Feuerwehr Hohenems. Chanconniere Tina Teubner und Pianist Ben Süverkrüp lieferten zuverlässig einen perfekten Chansonabend bei dem sich Lebensweisheiten und spritzige Dialoge abwechselten. Die Kunst, sich selber und andere souverän auf die Schaufel zu nehmen beherrscht Homunculus-Publikumsliebling Tina Teubner wie eh und je.

 

Rasende Marionetten – Sneakers und Smartphone inklusive

Pierre Schäfers neues Stück „Irgendwo ein Licht“ – ein Wintermärchen nach H.C. Andersen war weniger traurig als seine literarische Vorlage. Gemeinsam mit der jungen Puppenspielerin Leonie Euler führte er die Marionetten mit atemberaubenden Tempo und ließ sie tanzen, juchzen, fahrradfahren und für einen Sneaker-Fanboy shaken. Entgegen der Märchenvorlage spielt hier eine zum Jahreswechsel aus dem Heim ausgebüxte Seniorin mit Hang zu Zündhölzern und Raketen die Hauptrolle. Bis zur Entzündung der großen, mit Hartnäckigkeit ergatterten Rakete ist der Weg weit und sind die Erinnerungen schön. Das detailverliebte Spiel mit den Marionetten die u.a. ein Smartphone bedienen konnten, der beatreiche Sound, das enorme Tempo, der Berliner Witz und die Andersen geschuldeten berührenden Momente machten „Irgendwo ein Licht“ zum perfekt inszenierten Figurentheaterstück.

 

Ein Zinnsoldat im Herrenried

Am Montag war der ehemalige Intendant Pavel-Möller-Lück mit seinem neuen Stück „Der Mann, der niemals weinte“ zu Gast, am Dienstag spielte er wieder vor ausverkauften Reihen den „Fischer und seine Frau. Mit „der standhafte Zinnsoldat“ mit Stefan Wey bespielt Homunculus am Dienstagabend und Mittwochvormittag erstmals den Stadtteil Herrenried. Das Theater Handgemenge mit Pierre Schäfer und Peter Müller ist mit dem Klassiker „Höchste Eisenbahn“ am Mittwoch zu sehen, danach legt DJ Oldboy-Randy nach dem Motto „Alte Vinyl-Liebe rostet nicht“ Platten auf.  Mit „Fünf Gründe warum Delfine böse Tiere sind“ wird der Feiertag als Österreichpremiere bespielt bevor es am Freitag mit „DAS machen und andere verdächtige Sachen“ vom Theater Blau und Vernetta für die Kinder weitergeht. „Geschichten erzählen“ am geheimen Ort mit Susi Claus und Peter Müller findet am Freitag um 17.30 Uhr statt, mit der Abendvorstellung „Unter Artgenossen“ des Theater Fleisch und Pappe und der anschließenden Abschlussparty im Löwen-Foyer wird das Finale von Homunculus 28 gefeiert.

 

 

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