Ein Festival voller Kostbarkeiten

02. Jun 2019 /

Das Figurentheaterfestival Homunculus 28 verzeichnet nach seinem Finale eine Auslastung von 95 % und eine Perlenreihe voller besonderer Theaterminiaturen.

Hohenems. Man weiß gar nicht wo man anfangen soll, um Homunculus 28 zu beschreiben. Der Mix aus neuen Produktionen - vielfach Österreichpremieren und den Auftritten bereits bekannter und bewährter Puppenspieler war je nach Inszenierung berührend, faszinierend, mitreißend, humorvoll – aber stets fesselnd.

Herrenried im Fokus

Ein absolutes Highlight stellte die international bereits hundertfach gezeigte Aufführung von „Der standhafte Zinnsoldat“ von Stefan Wey dar. Erstmals war diese Inszenierung in Hohenems zu sehen, und erstmals wurde von Homunculus der Stadtteil Herrenried bespielt.  Und selten wurden Hans Christian Andersens traurige Märchen so poetisch erzählt wie bei Homunculus. Das begann schon mit Pierre Schäfer der mit „Irgendwo ein Licht“ das Märchen von den Schwefelhölzern in ein temporeiches modernes Marionettenspiel verwandelte. Und das gelang mit dem „Zinnsoldaten“ der nach einem bilderreichen poetischen Spiel am Schluss mit seiner großen Liebe, der Papierballerina zum Kügelchen verschmilzt.

Poetisches Schatten- und Schauspiel

Die Zuschauerzahl des in einem aufblasbaren Kuppelzelt spielenden Schatten- und Schauspiels war mit je 90 Besuchern begrenzt. Mit der Figur des H.C. Andersen und einer echten Ballerina wechselten Schauspieler und Schattenspiel kongenial ab. Das Publikum ließ sich auf die umwerfende Reise des Zinnsoldaten begeistert mitnehmen. „Einzigartig, berührend, das war das Schönste, das ich je gesehen habe“ lauteten Publikumsstimmen. Und da waren auch noch die Klassiker  „Höchste Eisenbahn“ mit Pierre Schäfer und Pater Müller oder die Inszenierung „Mit der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ (Weite Theater Berlin) mit der Homunculus der Feuerwehr Hohenems zum 150. Geburtstag gratulierte. Apropos Hohenems: mit den rostigen geometrischen wie asymmetrischen Stahlobjekten von Alexander Dür wurde im öffentlichen Raum auf Homunculus („Alte Theaterliebe rostet nicht“) verwiesen.

Demenz und Puppenspiel

Neben modernen, frechen sowie zauberhaften Märchen bei den Kindervorstellungen - wie „Das machen & andere verdächtige Sachen“ oder der Theaterwerkstatt mit Carina Mathis - wurde im Abendprogramm der Figurentheaterspirit schwungvoll fortgesetzt. Da gab es auch eine Lesung an einem geheimen Ort, der sich als die ehemalige Kapelle des Schloss’ Glopper entpuppte. Die künstlerische Leiterin Susi Claus und Schauspieler Peter Müller erzählten zwei Märchen und faszinierten die durchwegs erwachsenen Zuschauer. Homunculus 28 wechselte gekonnt zwischen Objekt- und Figurentheater, bei dem Hand- und Klappmaulpuppen, Marionetten, Schauspeler oder lebensgroße Puppen wie bei Pavel Möller Lücks neuem Stück „Der Mann der niemals weinte“ zum Einsatz kamen. Die liebe- und humorvolle thematisierte Demenzgeschichte begeisterte die Zuseher und passte zur im Löwenfoyer gezeigten begleitenden Ausstellung „Demensch“.

Standing Ovations

Mit „Fünf Gründe, warum Delfine böse Tiere sind“ zeigte das Schweizer Duo KPNV eine böse Satire warum gut gemeint nicht gut gemacht sein kann, bei der einem mehr als einmal das Lachen im Hals stecken blieb. Das Puppenspiel mit semidokumentarischen Videoeinblendungen mit überraschenden Wendungen und sich zum Schluss hin noch schwindelerregend steigerndem Tempo war exzellent. Am Abschlussabend sorgte „Unter Artgenossen“ des Theaters Fleisch und Pappe noch einmal für standing ovations: Die Herisauer Puppenspielerin Kathrin Bossard verkörperte mit exzellentem Spiel sämtliche tierischen Bewohner in einem „ehrenwerten“ Haus. Und es war entgegen aller Anschuldigungen nicht die Hyäne, die für schlechten Geruch und Aufruhr sorgte.. sondern das austretende Gas aus der maroden Leitung, die der gierige Hase Bernhard nie reparieren hat lassen. Im Anschluss klang „Homunculus 28“ schwungvoll mit einem „Rauschfrei“-Konzert im Löwenfoyer aus.

Sonne, Mond und Sterne

„Der Mix aus Publikumslieblingen und neuen Entdeckungen ist so spannend, dass wir das Festival fast verlängern müssten um die Nachfrage nach den tollen Neuentdeckungen in Folgejahren abzudecken“ freut sich die künstlerische Leiterin Susi Claus über den Publikumszuspruch. Auch Geschäftsführer Dieter Heidegger freut sich über die erneut erfreuliche Auslastung von 95 % und stellt Homunculus 29 in Aussicht. Das 29. Festival steht unter dem Motto „Sonne, Mond und Sterne“ und findet vom 22. bis 29. Mai 2020 statt.

Viele Premieren bei Homunculus

27. Mai 2019 /

Nach dem Festivalauftakt mit dem niederländischen Objekttheater TamTam, das mit rostigen Schrauben, Nägeln, Muttern, Scheiben und Drähten phantasievolle Szenen entstehen ließ, war klar: Alte Theaterliebe rostet nicht bei Homunculus 28 (noch bis 31. 5. 2019 in Hohenems)

 

Das Figurentheaterfestival überzeugte die Schüler am Freitag mit einem brandneu inszenierten Klassiker – den „Bremer Stadtmusikanten“ von Rike Schuberty bei denen ein Engländerhund und ein türkisch sprechender Hahn  auch ihren Figurenauftritt haben. Am Freitagabend erhielten die zwei Puppenspielerinnen der Compagnie Handmaids Für ihre Draculastory „Der Dracula Komplex – oder kein schöner Land“ standing ovations. Die Parabel auf moderne politische Strömungen, Fluchtbewegungen und den Ausverkauf der Heimat bot ein neues Freizeitbad mit Baumängeln und einen perfiden Vampir auf. Der will nicht Blut saugen, sondern seinen Opfern „die Zukunft nehmen und sie in die Vergangenheit“ führen. Denn: Wenn der Wolf kommt, kannst du nie weit genug rechts stehen... Ulrike Langenbei und Marie Bretschneider bewiesen große Spielfreude und wussten das Publikum auf ihrer Seite.

 

Bewährtes am Samstag

Actionreich und humorvoll ging es am Samstag mit Das Weite Theater Berlin am Samstag zu: „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ passte perfekt zum 150-Jahr-Jubiläum der Feuerwehr Hohenems. Chanconniere Tina Teubner und Pianist Ben Süverkrüp lieferten zuverlässig einen perfekten Chansonabend bei dem sich Lebensweisheiten und spritzige Dialoge abwechselten. Die Kunst, sich selber und andere souverän auf die Schaufel zu nehmen beherrscht Homunculus-Publikumsliebling Tina Teubner wie eh und je.

 

Rasende Marionetten – Sneakers und Smartphone inklusive

Pierre Schäfers neues Stück „Irgendwo ein Licht“ – ein Wintermärchen nach H.C. Andersen war weniger traurig als seine literarische Vorlage. Gemeinsam mit der jungen Puppenspielerin Leonie Euler führte er die Marionetten mit atemberaubenden Tempo und ließ sie tanzen, juchzen, fahrradfahren und für einen Sneaker-Fanboy shaken. Entgegen der Märchenvorlage spielt hier eine zum Jahreswechsel aus dem Heim ausgebüxte Seniorin mit Hang zu Zündhölzern und Raketen die Hauptrolle. Bis zur Entzündung der großen, mit Hartnäckigkeit ergatterten Rakete ist der Weg weit und sind die Erinnerungen schön. Das detailverliebte Spiel mit den Marionetten die u.a. ein Smartphone bedienen konnten, der beatreiche Sound, das enorme Tempo, der Berliner Witz und die Andersen geschuldeten berührenden Momente machten „Irgendwo ein Licht“ zum perfekt inszenierten Figurentheaterstück.

 

Ein Zinnsoldat im Herrenried

Am Montag war der ehemalige Intendant Pavel-Möller-Lück mit seinem neuen Stück „Der Mann, der niemals weinte“ zu Gast, am Dienstag spielte er wieder vor ausverkauften Reihen den „Fischer und seine Frau. Mit „der standhafte Zinnsoldat“ mit Stefan Wey bespielt Homunculus am Dienstagabend und Mittwochvormittag erstmals den Stadtteil Herrenried. Das Theater Handgemenge mit Pierre Schäfer und Peter Müller ist mit dem Klassiker „Höchste Eisenbahn“ am Mittwoch zu sehen, danach legt DJ Oldboy-Randy nach dem Motto „Alte Vinyl-Liebe rostet nicht“ Platten auf.  Mit „Fünf Gründe warum Delfine böse Tiere sind“ wird der Feiertag als Österreichpremiere bespielt bevor es am Freitag mit „DAS machen und andere verdächtige Sachen“ vom Theater Blau und Vernetta für die Kinder weitergeht. „Geschichten erzählen“ am geheimen Ort mit Susi Claus und Peter Müller findet am Freitag um 17.30 Uhr statt, mit der Abendvorstellung „Unter Artgenossen“ des Theater Fleisch und Pappe und der anschließenden Abschlussparty im Löwen-Foyer wird das Finale von Homunculus 28 gefeiert.

 

 

Homunculus 28 findet vom 23. bis 31. Mai 2019 in Hohenems statt

Alte (Theater)Liebe rostet nicht

22. Nov 2018 /

Publikumslieblinge wie die vielfach ausgezeichnete Kabarettistin und Musikerin Tina Teubner oder die beiden ehemaligen Intendanten Pavel Möller-Lück und Pierre Schäfer werden bei der 28. Auflage des Figurentheaterfestivals Homunculus zu Gast sein.

Die neue künstlerische Leiterin Susi Claus hat für das zweite Festival unter ihrer Intendanz neben einigen bewährten „alten Eisen“ viele neue Compagnien – darunter die Berner Theatergruppe KPNV ausgewählt. Gespielt wird heuer sowohl im und um den Löwensaal in Hohenems sowie im Tennis.Event.Center, in der eine Produktion mit besonders großer Kulisse gezeigt wird. „Mit ,Alte (Theater)Liebe rostet nicht’, werden wir unser Stammpublikum ebenso begeistern wie wir neue Besucher mit erstmals in Vorarlberg gezeigten Produktionen in den Bann ziehen möchten. Es wird auch wieder eine Aktion im öffentlichen Raum stattfinden - die Planungen dazu laufen noch“ so Claus.

 „Rostige“ Neuheiten

Das Festival startet am 23. Mai 2019 mit „Rostige Nägel & Sonstige Helden“. Die Bremer Stadtmusikanten in der Interpretation von Rike Schuberty folgen am 24. Mai als Kindervorstellung für Kinder bis 14 Jahre. Mit „Der Dracula Komplex - oder kein schöner Land“ inszenieren die „Handmaids“ am selben Abend einen ungewöhnlichen Mix aus Schauermär und wohldosierter Gesellschaftskritik. Als Vorarlbergpremiere bringt „Das Weite Theater Berlin“ am Samstag, 25. Mai die Kindervorstellung „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“. Den Abend bestreiten die begnadete Sängerin Tina Teubner und ihr Partner Ben Süverkrüp am Klavier mit dem Programm „Wenn Du mich verlässt komm ich mit“.

Alte Eisen mit Glanz

Die Sonntagsmatinee mit Brunch am 26. Mai sowie die Montags-Schülervor-stellungen bestreiten Pierre Schäfer und Leonie Euler mit „Irgendwo ein Licht“ – einem Märchen frei nach H.C. Andersen. Am Montagabend, dem 27. Mai, steht mit Pavel Möller-Lück der zweite ehemalige Intendant auf der Bühne. Sein Theater Laboratorium zeigt „Der Mann, der niemals weinte“, in dem die Erkrankung Demenz tragikomisch thematisiert wird. Am Dienstag, 28. Mai, präsentiert das Theater Laboratorium seine beliebte Inszenierung „Der Fischer und seine Frau“ als Kindervorstellung.

Zinnsoldat im Tennis.Event.Center

Homunculus goes Herrenried: Aufgrund ihrer umfangreichen Kulisse wird die Produktion „Der Zinnsoldat“ von Stefan Wey sowohl am Dienstagabend (28.5.) wie zu den Kindervorstellungen am Mittwoch (29.5.) im Tennis.Event.Center im Stadtteil Herrenried stattfinden. Die Magie der Kleinkunst bleibt erhalten: maximal 90 Besucher sind beim „Zinnsoldaten“ möglich. Hans Christian Andersens Märchen erzählt eine Geschichte über Herz und Verstand, über Sein und Schein und über das Anderssein und die Unfähigkeit auszubrechen. Der Mittwochabend gehört dem Theater Handgemenge mit „Höchste Eisenbahn“. Das geniale Spiel von Pierre Schäfer und Peter Müller wird auch am Donnerstag, 30. Mai nachmittags für die Kinder aufgeführt. Der Feiertagabend wird von der Berner Theatergruppe KPNV bespielt. Das Publikum erfährt in genialem und rasantem Spiel „Fünf Gründe warum Delfine böse Tiere sind“. Eine haarsträubende Mischung aus Theater, Spezialeffekten, rasanten Szenen und Spezialeffekten mit herrlichem Showdown.

Geschichten an geheimen Ort

Der letzte Festivaltag, Freitag, der 31. Mai, wird mit drei ganz besonderen Stücken bespielt. Das Theater Blau und Bernetta wirft in der Kindervorstellung ganz schön viele Fragen auf. „DAS machen & andere verdächtige Sachen“ ist inspiriert vom preisgekrönten Bilderbuch von Lilly Axster und Christine Aebi. An einen geheimen Ort entführen Susi Claus und Peter Müller um 17.30 Uhr. Für die besonderen Geschichten die dort erzählt werden, zieht man sich am besten gutes Schuhwerk an - mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Bei der letzten Vorstellung am Freitag, 31. Mai um 20 Uhr geht es tierisch ab. Das Theater „Fleisch und Pappe“ offenbart mit „Unter Artgenossen“ ein schräges Spiel um Reichtum, Macht, Anerkennung und Ruhm, ausgelöst durch eine geheimnisvolle Hyänendame freundlichen Charakters und unklarer Herkunft.

Programmdetails, Vorverkauf und Co auf www.homunculus.info

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